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Freitag, 05 August 2016 11:04

Zwanghuf

Ein Zwanghuf liegt vor, wenn der Strahl durch die umliegenden Wandhornanteile (Trachtenwände) stark unter Druck gerät.
Der Strahl und auch die darunter liegenden Strukturen wie die Strahllederhaut und Teile des Strahlkissens werden dabei gequetscht und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die Strahlfurchen werden tief und schmal, die mittlere Strahlfurche wird zusammen gepresst.

Ursächlich für einen Zwanghuf ist immer eine unphysiologische Hufsituation, die zur Überlastung des Trachtenbereiches führt. Sie ist das Ergebnis ungleicher Lastaufnahme zwischen Zehen- und Trachtenbereich. Die Überlastung des Trachtenbereiches resultiert sehr oft aus einer zu langen und/oder zu schräg zum Boden stehenden Zehenwand, die sich durch ihre unpysiologische Ausrichtung nach vorne einer Lastaufnahme entzogen hat. Im weiteren Verlauf dieses Zustands rollen die Trachten meistens auch noch nach innen ein, der Strahl hat so noch weniger Platz. Die Folgen sind dramatisch. 

Die sehr engen, tiefen Strahlfurchen bieten ein ideales Milieu für anerobe fäulniserregende Bakterien, Strahlfäule entsteht. Die mittlere Strahlfurche ist oft am schwersten betroffen, aber ebenso auch die seitlichen Strahlfurchen. In den Strahlfurchen entsteht ein pastöses, feuchtes Gemisch, welches die betroffenen Lederhautanteile nachhaltig schädigen kann. Im Endstadium kann es zu einer so starken Beschädigung der Lederhäute kommen, dass diese kein gesundes Horn mehr absetzen können, Hufkrebs entsteht. Strahlfäule und auch Hufkrebs werden also durch einen Zwanghuf begünstigt.

Zwanghufe werden u.a. durch einen Beschlag ausgelöst. Auch am beschlagenen Huf findet an den Schenkelenden des Eisens durch die Eigenbewegung des Hufes immer ein gewisser Hornabrieb statt. Da der Zehenbereich abriebfrei ist, wird der Huf sukzessive immer trachtenlastiger, was zu der beschriebenen Überlastung des Trachtenbereiches führt.
Auf dem nebenstehenden Foto sehen Sie den Huf eines 17-jährigen Pferdes 4 Wochen nach Eisenabnahme und ein knappes Jahr später. Deutlich zu sehen wie sich trotz des Alters die Trachten geweitet haben und wie sich das ehemals kranke Gewebe des Strahls in festes Strahlhorn verwandelt hat. Der zusammengequetschte Ballen hat sich deutlich entspannt und verbreitert.

Autor: Dagmar Staubach

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Gelesen 7793 mal Letzte Änderung am Samstag, 04 Februar 2017 20:54