Huforthopädie

Was ist das eigentlich und wo liegen die Bearbeitungsunterschiede zu anderen Hufbearbeitungsmethoden? Diese und ähnliche Fragen stellt sich der Pferdebesitzer, der sich mit dem Gedanken trägt, sein Pferd auf Barhuf umzustellen.
Aber auch Pferdebesitzer, die mit der Hufsituation ihres bereits barhuf laufenden Pferdes unzufrieden sind oder noch Verbesserungspotential sehen, suchen meist im Internet nach Informationen und einem Hufbearbeiter, dem er diese wichtige Aufgabe anvertrauen möchte. Meist wird nach kurzer Recherche aber klar, dass immer mehr unbeantwortete Fragen entstehen und die Entscheidung immer schwieriger wird.

Im Folgenden versuchen wir die wichtigsten Fragen zu beantworten. Die Rubrik wird sukzessive erweitert.

Bitte kontaktieren Sie uns wenn Sie eine konkrete Frage zu den Hufen Ihres Pferdes haben oder direkt bei Ihnen im Stall eine Beratung benötigen.

Freitag, 05 August 2016 13:39

Hufbeurteilung

Woran erkenne ich ungleich belastete Hufe?

Hebt man den Huf auf und betrachtet ihn genau, kann man meistens schon unterschiedlich große oder/und unterschiedlich geformte Hufhälften erkennen.

Ein weiterer Indikator ist der Strahl, er wird oft von der mehr belasteten Seite zur weniger belasteten Seite gedrängt. Auch die Eckstreben können unterschiedlich geformt sein.Wenn man den Huf von vorn betrachtet, gibt es auch Indizien um unterschiedlich belastete Hufhälften zu erkennen.

Denkt man sich in der Mitte des Hufes eine Linie sieht man bereits Unterschiede an den Seitenwänden des Hufes, die in unterschiedlichen Winkeln zum Boden stehen können. Auch waagerechte oder senkrechte Rillen geben Aufschluss über eine ungleiche Belastung. Teilweise sind auch unterschiedlich hohe Seitenwände zu erkennen. Selbst die Haare über dem Kronrand können uns oftmals den Weg der Belastung weisen.

Wie entstehen diese Unregelmäßigkeiten?

Die Frage ist relativ leicht zu beantworten. Das von der Kronlederhaut produzierte Wandhorn wächst weitestgehend (je nach Reizeinwirkung) in gleicher Menge und Stärke nach. Ein Pferd welches seine Hufe gleichmässig belastet, nutzt dieses Wandhorn auch gleichmässig ab. Tut es dies nicht, entsteht an einer Hälfte, meistens der weniger belasteten Seite, ein Hornüberschuss. Dieser Hornüberschuss der sich mit der Zeit anstaut sucht sich seinen Weg nach aussen, weg vom Hufbein, eine schräge Hufwand entsteht. Die Verbindung zwischen Hornkapsel und Hufbein (Hufbeinträger, Blättchenschicht) kann aufreissen, Bakterien sich einnisten. Lose Wände sind die Folge. Dauert dieser Zustand länger an, können unterschiedlich hohe Seitenwände entstehen.

Autor: Dagmar Staubach

Freitag, 05 August 2016 11:04

Zwanghuf

Ein Zwanghuf liegt vor, wenn der Strahl durch die umliegenden Wandhornanteile (Trachtenwände) stark unter Druck gerät.
Der Strahl und auch die darunter liegenden Strukturen wie die Strahllederhaut und Teile des Strahlkissens werden dabei gequetscht und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Die Strahlfurchen werden tief und schmal, die mittlere Strahlfurche wird zusammen gepresst.

Ursächlich für einen Zwanghuf ist immer eine unphysiologische Hufsituation, die zur Überlastung des Trachtenbereiches führt. Sie ist das Ergebnis ungleicher Lastaufnahme zwischen Zehen- und Trachtenbereich. Die Überlastung des Trachtenbereiches resultiert sehr oft aus einer zu langen und/oder zu schräg zum Boden stehenden Zehenwand, die sich durch ihre unpysiologische Ausrichtung nach vorne einer Lastaufnahme entzogen hat. Im weiteren Verlauf dieses Zustands rollen die Trachten meistens auch noch nach innen ein, der Strahl hat so noch weniger Platz. Die Folgen sind dramatisch.